Fortbewegung - Nützliche Dinge - Grenzerfahrungen - unterwegs in


der ganz normale WAHNSINN

gehört auch zum Reisen, hält fit und jung

von ECUADOR nach PERU - 3 Tage mit bus, kleintransporter, autotaxi, mototaxi, privatem auto und zu fuß

Nach acht Stunden Busfahrt mit dreimal umsteigen endlich an der Grenze zu Peru angekommen. Leider 15 Minuten zu spät – OK wieder zurück in den nächsten Ort und eine Unterkunft nahe der Grenze organisieren. Am nächsten Morgen geht’s los.

 

15 Minuten Ausreise an der Grenze von Ecuador und fünf Stunden warten an der Grenze nach Peru, bedingt durch einen Systemausfall. Per Anhalter (durch die Grenzkontrolle organisiert) zu sechst im Auto mit circa 10 riesigen Gasflaschen und sonstigen Einkäufen der Grenzgänger. Das Auto eine Klapperkiste. Die übliche halbe Stunde Fahrzeit wird zu eineinhalb Stunden, weil wir an jeder Ecke halten, um mit Freunden zu reden, Ware abzuliefern, noch schnell etwas essen, Polizeikontrolle und so weiter. Es ist extrem heiß, endlich sind wir am nächsten Busbahnhof angekommen. Von da weg fahren die Busse in ALLE Richtungen, sagen sie, stimmt leider nicht. Sie verfrachten mich zweimal und ich bin tatsächlich in "einer  Stadt" gelandet, wo es  große Direktbusse gibt. Der letzte Bus ist bereits abgefahren….also, mit dem Mototaxi in eine nahegelegene Unterkunft. und ich mache es mir gemütlich.

 

Sehr früh aufstehen und wieder mit dem Mototaxi zum Busbahnhof. Leider fährt er mich zum Falschen, ich will keinen Anschlussbus ich will einen großen Bus und einen der bereits um 10 Uhr fährt und  nicht erst um 15 Uhr. Wir fahren weiter zum großen Busbahnhof. JA das ist der Richtige, der Bus fährt um 10 Uhr ab! In letzter Minute wurde dieser auf 13 Uhr verschoben. Noch heißer als am Vortag, egal - in der Ruhe liegt die Kraft - shoppen und Essen, in der größten Hitze, dann gehts weiter.

 

Nach circa 10 Stunden Fahrt kann der Bus nicht weiter fahren. Es ist 23 Uhr und es gibt eine Straßensperre. Protest von einigen Gemeinden mit schwerstbewaffneten Polizisten, alles jedoch friedlich, weil sie die Regierung zwingen möchten endlich eine neue Straße zu bauen.... nein!  im Bus bleib ich auf keinen Fall, neben mir hat sich eine Frau übergeben, die Toilette stinkt und es riecht nach sämtlichen Essen, weil jetzt hat man ja Zeit dazu. Der Streik kann bis zu drei Tage dauern, sagte man uns… also,

 

Flipflop gegen Wanderschuhe tauschen Stirnlampe am Kopf, Rucksack schultern und auf geht’s …..  ins nächste Dorf 20 Minuten Gehzeit, es ist stockfinster, auf der Gegenseite kommen mir Leute entgegen – bepackt mit Koffer und Schachteln, Kind und Kegel, durch eine tiefe Schlucht und danach über eine Brücke. Das muss sehr schön hier sein, denke ich – tagsüber …. Die Polizei ist freundlich und hilfsbereit und obwohl ich mich nicht fürchte versichern sie mir, dass alles sicher hier ist und ich noch heute gut schlafen werde. Endlich DRÜBEN angekommen. Ein Privatauto (ist jetzt ein gutes Zusatzgeschäft für den Fahrer) fährt mich zur nächsten Stadt wo es ein Hotel gibt, eine Stunde Fahrzeit.  Nein, ich will kein Stundenhotel – auch wenn es nur für vier Stunden Schlaf ist. Der nächste Transport fährt morgen um fünf Uhr früh ab, da die gesamte Fahrzeit 16 Stunden beträgt. Natürlich könnte ich einen Tag hier verbringen aber ..... also duschen, schlafen, Wecker richten.

 

Wieder früh morgens mit dem Mototaxi zum Busbahnhof. Der Fahrer bringt mich zu einer anderen Transportstelle, weil die Busse dort früher abfahren, meint er, Ok ist mir recht. Dort angekommen – die sind voll ausgebucht, also zur nächsten Transportstelle – die fahren erst um sechs Uhr abends ab. NEIN, dann zum großen Busbahnhof. Dort erklärt man mir, dass sie nicht fahren können, weil die Brücke zerstört ist…. Wieder zurück zur kleinen Transportstelle, wo die Busse um sechs Uhr abends abfahren. Die können fahren, weil es "Kleinbusse" sind und auf der provisorisch eingerichteten Fähre Platz haben. Endlich gehts los, die Fahrten beinhalten immer Ess- und Pinkelpausen. Derzeit ist das nicht möglich, es schüttet extrem und ich denke schon darüber nach, ob ich in einen Plastiksack urinieren soll, wohlgemerkt bei voll besetzten Bus. Gott sei Dank! der Regen lässt etwas nach, jetzt oder nie – BITTE STEHENBLEIBEN – mein Geschäft verrichten, gleich beide dann ist es erledigt. Klatschnass aber erleichtert zurück in den Bus und nach weiteren 16 Stunden Fahrt komme ich zu Mittag an meinem Endziel an. Zimmerbezug, Essen und relaxen. Morgen mit dem Boot, Fahrzeug können derzeit nicht passieren, weil es noch zu nass ist, tiefer in den Dschungel rein, ich freue mich und hoffe meine Freundin, die ich zum letzten Mal vor über 10 Jahren gesehen habe, zu finden.

 

JA es kann schon mal anstrengend zwischendurch sein, das gehört dazu. Man lernt aber gerade auf solchen Reisen viel von anderen Menschen, ihren Kulturen und Ansichten kennen und meine Sprachkenntnisse erweitern sich automatisch. Zwei Stunden Diskussion über Politik und Wirtschaft, eine neue Freundschaft mit einem jungen Mädchen das Sprachen studiert, die Lebensgeschichte eines eingewanderten Venezolaners, ein schwuler, sehr netter Maskenbildner, der Theater und Kultur mit seinen Künsten verschönert, ein kleines Mädchen, welches Hampelmann mit mir auf kleinstem Raum spielt und ein Junge der mit voller Freude über ein 25 Cent Stück, das ich ihm gegeben habe seiner Mama erzählt, was alles er sich damit kaufen wird. Ein Ecuadorianer, der mit dem Motorrad bis nach Feuerland runter fährt usw. Diskussionen über Sinn und Unsinn des Lebens.

 

Extreme Situationen fordern die Leute auch zu „menschlichen“ Reaktionen. Ein Mann schreit „ich bekomme ein Kind“ und möchte die Grenzwache damit auffordern, schneller zu arbeiten, andere Leute schließen sich an, jeder hat etwas Anderes, die Menschen lachen und haben Spaß, obwohl sie in Wirklichkeit verzweifelt über die lange Wartezeit sind. Es sind oft wirklich die „kleinen Dinge“ und oft auch „kurze Momente“, die einem das Gefühl von Glückseligkeit geben, obwohl man gerade auf der Straße klatschnass sitzt und sich erleichtert. Es ist auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der ganzen Welt und dass wir in Wirklichkeit gar nicht so verschieden sind.  …..und es gibt auch Leute die wieder acht Stunden zurück fahren, um am Bankomat Geld zu ziehen weil es dort wo man gerade ist, eben keines gibt (auch keine Bank oder keine Wechselstube).

trotz Allem - das Leben ist schön!